Ein Rundgang durch das Freilichtmuseum
Das Freilichtgelände am Burgberg in Schwarzenbach besteht aus sieben Gebäuden und zahlreichen weiteren rekonstruierten Objekten wie Garten-, und Zaunanlagen. Diese erlauben dem Besucher den keltischen Lebensalltag selbst zu erfahren. Bisher wurden ein Handwerkerhaus in Pfostenbautechnik mit Riegelwänden aus Eichenholz, ein Speicherbau mit Blockwänden auf Schwellbalken in Fichte, eine Töpferhütte auf Pfosten, sowie ein großes Wohnhaus in Ständerbautechnik mit Riegelwänden aus Nadelholz errichtet. Die Innenausstattung der Häuser mit Vorrats- und Kochbehältern, weiterem Hausrat und Werkzeug der späten Eisenzeit, soll das Alltagsleben dieser Zeit lebendig illustrieren.
Soweit sich uns die archäologischen Quellen erschließen, dürfen wir davon ausgehen, dass am Burgberg ein Großteil der langrechteckigen Wohnbauten auf Schwellbalken im Aufgehenden entweder als Ständerbau mit Riegelhölzern oder als Blockbau errichtet wurden. Vor allem die Längsseiten der Gebäude sind mit bis zu 12 m jedoch zu lang, um sie mit durchgehenden Balken auszuführen. Aus diesem Grund hat man mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Blockbauvarianten mit Ständerbauelementen versehen. Dadurch konnten erstens Türbereiche unkompliziert eingebaut werden, aber auch wesentlich kürzere Bauelemente in der Blockbaukonstruktion eingesetzt werden, wodurch wiederum das zur Verfügung stehende Bauholz wesentlich besser ausgenützt werden konnte. Die Mischbauweise aus Ständer- und Blockbau auf Schwellenunterlage ist aus der eisenzeitlichen Gewerbesiedlung am Dürrnberg bei Hallein mehrfach überliefert( vergl. Lobisser 2005).
Auch aus dem volkskundlichen Milieu sind Hauskonstruktionen bekannt, bei denen einzelne Hausbereiche in unterschiedlichen Techniken ausgeführt wurden. Meist wurden diese einzelnen Hausbereiche nachweislich auch auf unterschiedliche Art und Weise genützt. Aus diesem Zusammenhang ist vor allem die Kombination von Wohn- und Stallbereich oder von Wohn- und Werkstattbereich unter einem Dach bekannt.
Keltisches Wohnhaus 1
Das rekonstruierte Wohnhaus in Ständerbauweise zeigt vor Ort die entwickeltste Form des Holzbaus, die wir uns in der spätkeltischen Zeit vorstellen dürfen. Die archäologischen Vorbilder für dieses Objekt stammen in erster Linie aus Schwarzenbach und vom Ramsautal am Dürrnberg bei Hallein, wo sich maßgebliche Teile einer ähnlichen Holzkonstruktion erhalten konnten. Vom Burgberg in Schwarzenbach ist dieser langrechteckige Bautyp mehrfach überliefert. Kennzeichnend ist, dass es sich in allen Fällen um Schwellbalkenkonstruktionen handelte, die unterkellert sein konnten.
Bei diesem Gebäude haben wir den Großteil der Konstruktionshölzer umseitig mit Lappendechseln aus Roheisen flächig zugerichtet. Den Schwellbalkenkranz von etwa 6,5 auf 10,5 m bilden im Querschnitt rechteckige Bauhölzer, die an den Ecken mit Stemmbeiteln halbseitig überblattet gearbeitet wurden. Drei Ankerbalken stabilisieren das Fundament im Mittelbereich. In diesen Schwellbalkenkranz wurden nun in regelmäßigen Abständen zwölf an ihren Enden mit Zapfen versehene Ständer in Zapfenlöchern eingelassen. An den vier Hausecken werden diese durch jeweils zwei schräge Fußstreben unverrückbar in Position gehalten, die sowohl in die Schwellbalken, als auch in die Ständer eingelassen und mit Holznägeln gesichert sind.
Andererseits ist dies auch die einzige Methode, eine stabile Wandkonstruktion zu erhalten, wenn auf dem Schwellbalkenkranz kein Blockbau sitzt. An ihren oberen Enden wurden die Ständerbalken ebenfalls mit Zapfen versehen und in die Fußpfetten der Dachkonstruktion bzw. an den Stirnseiten in die Binderbalken der Unterrähmkonstruktion eingelassen. Dadurch erhielten wir eine verwindungsstabile tragende Unterkonstruktion für den Dachstuhl.
Die Wände selbst werden von Bohlen aus Fichtenholz gebildet, die als Riegelhölzer in seitliche Nuten der Ständer eingelassen werden konnten. Derartige Bohlen mit entsprechenden Druckstellen an ihren Enden wurden am Dürrnberg ausgegraben. Oben bilden die Ständer eine stabile Basis für fünf Binderbalken, die einerseits stabilisierend wirken und andererseits die Basis für die Fußpfetten bilden. Der Türstock wurde in die Wand eingearbeitet und ist durch eine massive Wendebohlentür verschließbar. Für diese Tür wurde auch ein aufwendiges Fallriegelschloss mit Holzschlüssel nach archäologischen und ethnologischen Vorbildern rekonstruiert.
Die Mittelpfetten der Dachkonstruktion ruhen auf Säulen, deren Zapfen in die oben genannten Ankerbalken eingelassen und zusätzlich durch Kopfstreben gesichert wurden. Auf eine Firstpfette konnte man bei dieser Konstruktion verzichtet, wodurch im Obergeschoß ein größerer Lagerbereich erreicht werden konnte. Auf die Fuß- und Mittelpfetten konnten nun die Rofenbalken durch Aufklauungen angesetzt werden, die zusätzlich durch gespaltene Holznägel aus Eichenholz gesichert wurden. Die Löcher für diese wurden in der Eisenzeit mit dünn ausgetriebenen Löffelbohrern vorgebohrt. Dass das Eisenmaterial gegen Ende der Latènezeit immer besser wurde und darum die dünnen Löffelbohrer immer strapazierfähiger wurden, dürfte sich besonders auf diese Art der Holzverbindung besonders positiv ausgewirkt haben.
Durch die gleiche Verbindungstechnik haben wir die Lattenhölzer auf die Rofenbäume aufgearbeitet, auf die die Dachschindel aus Lärchenholz mit geschmiedeten Eisennägeln in doppelten, versetzten Lagen aufgenagelt wurden. Die Giebelbereiche an den Firstenden wurden mit stehenden Brettern abgedichtet, wobei im Osten eine Öffnung mit Flechtwerk, sowie im Westen eine kleine Tür angelegt wurden, damit Lagergut auch von außen eingebracht werden konnte.
Der Innenbereich zeigt eine Gliederung in zwei Räume, deren kleinerer mit einer Holzdecke, sowie mit einem Holzboden ausgestattet und unterkellert ist. An mehreren archäologischen Fundstellen konnte eine Untergliederung der großen langrechteckigen Wohngebäude nachgewiesen werden (2). Man könnte sich vorstellen, dass in diesem Raum, der durch den Holzfußboden im Winter sicherlich angenehmer war, gehobene Bevölkerungsschichten bereits eine gewisse Privatsphäre für sich in Anspruch nehmen konnten. Nicht zufällig, weil von der Herrin des Hauses leicht zu kontrollieren, gelangte man wohl von hier aus in den Vorratskeller.
In diesem Raum werden eine Bettstatt, sowie typische Frauen- und Männerkleider in Keilschnitttechnik aus Leinen und Wolle präsentiert. Im größeren Raum, in dessen Mitte ein viereckiger Pfosten aus Eichenholz die Dachkonstruktion unterstützt, findet sich ein Lehmstampfboden. Unmittelbar daneben auf der der Tür abgewandten Seite liegt die runde mit Flechtwerk abgetrennte und leicht erhöhte Feuerstelle mit Kesselgalgen und zugehörigem Kessel mit Kette. Weiters erlauben nachgebildete Gebrauchsgegenstände aus Holz, Keramik, Bein, Metall, sowie Textilien dem Besucher Einblicke von gehobenem keltischen Leben.
(1) J.Bill, Eine Hausdarstellung auf einem eisenzeitlichen Gefäß aus Balzers FL, Arch. Schweiz 7, 1984, 122 ff.
(2) Vgl. Lobisser 2005,
Wohnhaus 2
Im Freilichtareal am Burgberg in Schwarzenbach wurde im Rahmen der Aufbauarbeiten ein zweites großes langrechteckiges Wohnhaus errichtet. Dieses Gebäude wurde von außen her als weiteres Schaugebäude konzipiert, das uns die Möglichkeit gab, den Verlauf von Häuserzeilen, der über die ergrabene Fläche hinaus durch die geomagnetischen Prospektionen bekannt geworden ist, im Siedlungsbereich in der Praxis zu zeigen. Der Bau des Gebäudes selbst gab uns die Möglichkeit, mit den aus der Eisenzeit bekannten Holzverbindungstechniken weiter zu experimentieren und eine zweite Konstruktionsvariante eines großen Schwellenbaus in Szene zu setzen.
Indem wir den östlichen Teil des Gebäudes wie bei Wohnhaus Nummer 1 als Ständerbau mit Riegelbohlen ausführten, dem wir im Anschluss einen Hausbereich in Blockbautechnik mit eingefügten Pfostenelementen anfügten, wollten wir zeigen, wie flexibel keltische Holzbautechniken eingesetzt werden konnten. Sämtliche dabei eingesetzte Holzverbindungselemente wurden am Dürrnberg nachgewiesen. Diese Konstruktionsvariante, bei der die längsseitigen Schwellbalken nicht aus einem Stück, sondern aus drei Teilbereichen bestanden, gab auch die Möglichkeit den Begehungshorizont im Inneren optimal auf die gegebene Situation des leichten Hanges abzustimmen, indem dieser in Stufen angelegt wurde. Die Grundfläche des Gebäudes maß 6,5 auf 12,5 m.
Im Osten starteten wir mit einem Schwellbalkenkranz, der an den Eckbereichen überblattet und auf Unterlegsteinen ausgerichtet wurde. Das Zurichten der Bauhölzer erfolgte mit dem Dechsel, das Überblatten mit Stemmbeiteln die mit Hilfe von Holzhämmern eingetrieben wurden. Die Steinfundamente wurden so angelegt, dass wir die Balken zuerst an den Eckbereichen auf massiven Steinen genau positionierten. Erst im Anschluss wurde an den Längsseiten Steinmaterial ausgefüllt. Das Aufschlichten der Steine erfolgte so, dass die Außenseite möglichst geschlossen war und dass es bei jeder Steinlage einen leichten Hang nach hinten zum Hausinneren gab. Dadurch konnte sich kein Stein aus dem Verband lösen und durch das spätere Gewicht der gesamten Hauskonstruktion erreichten wir eine große Stabilität.
An den Oberseiten der Schwellbalken wurden nun insgesamt 10 Ständerbalken durch Zapfenverbindungen eingelassen, wobei zwei gegenüberliegende Türbereiche eingeplant wurden. Diese Ständer wurden an den Wandseiten mit etwa 6 cm breiten Nuten versehen, die mit Stemmbeiteln eingearbeitet wurden. Die beiden Ständer der Hauseckbereiche haben wir durch vier Fußstreben verstärkt, die sowohl in Ständer als auch in die Schwellbalken durch leichte Schwalbenschwanzformen eingeblattet und mit Holznägeln gesichert wurden. Zwischen diesen Ständern konnten nun die fein geglätteten Riegelbohlen der Wände eingelassen werden.
Im Westen begannen wir den Hausbau als massiven Blockbau auf Steinunterlage. Auf den runden Schwellbalken der Stirnseite setzten wir mittig einen Türbereich, der die optimale Benutzbarkeit des Gebäudes gewährleistet. Den Abschluss dieser Blockkonstruktion zum Hausinnern hin bildeten zwei in den Boden eingelassene Eichenpfosten, die seitlich mit konischen Schlitzen versehen wurden. In diese Schlitze rasteten nun die liegenden Hölzer des Blockbaus ein. Die Fußpfetten lagen im östlichen Hausbereich in Ständerbautechnik auf zwei querliegenden Binderbalken auf, die nach oben hin den Abschluß der Riegelbohlen bildeten, im westlichen Bereich waren die Pfetten in den Blockverband eingearbeitet. Wir hatten darauf geachtet mit den Fußpfetten auf ein Niveau zu kommen und diese etwa im Mittelbereich der Längswände durch Verblattungen und Holznägel verbunden. Unter den Fußpfetten wurden im Blockbaubereich mehrere Binderbalken eingearbeitet.
Die Mittelpfetten standen im südlichen Bereich auf zwei Jöchern, die oben auf die querliegenden Binderbalken aufsetzten. Auf der Westseite wurde der Blockbau hochgezogen, so dass die Mittelpfetten hier im Blockverband gelagert werden konnten. Im Mittelbereich liegen die Mittelpfetten auf einem auf zwei Pfosten gelagerten Jochbalken. Die Rofenbalken wurden sowohl auf die Fuß- als auch auf die Mittelpfetten aufgeklaut und mit Holznägeln aus Lärchenholz gesichert, ebenso wie die querliegenden Lattenhölzer. Das Dach mit einer Fläche von etwa 140 m² wurde mit gespaltenen Holzschindeln aus Lärchenholz eingedeckt. Da Innere des Hauses dient als Bespielungs- und Infrastrukturbereich, der mit großen Strohlagerbereichen, Tischen und Bänken so eingerichtet wurde, dass sich hier Jugendliche und Schulklassen aufhalten und auch übernachten können.
Handwerkerhaus 1
Keltisches Wohnhaus (links) Handwerkerhaus (Mitte) und Speichergebäude (rechts).
Das Handwerkerhaus wurde nach archäologischen Befunden von Schwarzenbach und Hallein als Pfostenbau mit vier stehenden Hölzern pro Seitenwand und annähernd quadratischem Grundriß von 5,5 auf 5,3 m erbaut. Die Konstruktionselemente wurden aus Eichenholz gefertigt, das sich durch seinen hohen Gerbsäureanteil als sehr widerstandsfähig gegen die holzzersetzenden Einflüsse des Bodens erwiesen hat. Die Pfosten wurden etwa 80 cm in den Boden eingelassen und mit Keilsteinen und verdichtetem Erdmaterial stabilisiert. Unter der Humusdecke wurden die Pfostenlöcher nach den eisenzeitlichen Vorbildern noch circa weitere 50 cm in den gewachsenen Felsen eingetieft. Die Anfertigung der Pfostenlöcher war in keltischer Zeit wie heute mit einiger Mühe verbunden. Vielleicht hat man - ähnlich wie in machen Bergwerken - auch Feuer gesetzt, um den Steinuntergrund leichter bearbeitbar zu machen.
Die senkrechten Eichenpfosten des Gebäudes wurden längsseitig mit etwa 7 cm breiten Nuten versehen, die mit Stemmbeiteln aus Roheisen eingearbeitet wurden. Die Vorbilder für diese Art der Holzverbindung stammen aus der eisenzeitlichen Gewerbesiedlung am Dürrnberg bei Hallein (1). In die Nuten haben wir im Anschluss die liegenden Riegelhölzern der Wände eingesetzt, die an ihren Enden von zwei gegenständigen Seiten her konisch verjüngt wurden. Für diesen Arbeitsschritt erwiesen sich sowohl die Tüllenbeile, als auch die Lappendechsel äußerst brauchbar. Der Eingang befindet sich unter dem Giebelbereich im Südosten und kann durch eine massive Wendebohlentür geöffnet werden, deren Bohlen durch Gratleisten und Holznägel gesichert wurden.
Die Menschen der Eisenzeit verstanden sich mit großer Perfektion auf die Kunst des Holzspaltens. Die Stämme wurden dabei mit Keilen aus Hartholz und Holzschlägeln sowohl radial als auch tangential zu Spaltbohlen und Spaltbrettern der gewünschten Dicke zerlegt. Diese Spaltbretter konnten im Anschluß bei Bedarf, wie eben bei Türblättern, Wandbalken oder Mobiliarteilen mit dem Dechsel fein geglättet werden. Die Gratleisten wurden mit ihrem trapezförmigen Querschnitt quer in die Bretter eingearbeitet, um diese am Verziehen und Verwinden zu hindern. Das Einarbeiten der Schlitze für die Gratleisten wurde in der Eisenzeit wohl mit einem Stemmbeitel vorgenommen, später wurde dafür eine spezielle Säge mit kurzem dicken Blatt, die sog. Gratsäge entwickelt.
Unter Wendebohlentür versteht man eine Tür, die an einer Seite oben und unten runde Zapfen aufweist, die in entsprechende Führung des Türstocks eingelassen wurden, so dass sich das Türblatt um diese seitliche Achse drehen lässt. Die ältesten Nachweise für derartige Türen haben wir aus der Eisenzeit, doch war dieser Typ sehr langlebig und wurde z.B. noch bis ins vergangene Jahrhundert hinein bei Almhüten und Scheunen verwendet.
Die Rofendachkonstruktion des Handwerkergebäudes liegt auf zwei Fuß- und einer Firstpfette auf. Die Rofen aus Fichtenholz wurden mit Hilfe von Holznägeln aus gespaltener Eiche befestigt. Die Löcher für die Holznägel wurden in der Eisenzeit mit Löffelbohren vorgebohrt. Die Nägel wurden etwas stärker als der Lochdurchmesser gearbeitet, so dass sich die Holzfasern beim Einschlagen stark verdichteten und dadurch große Reibungskräfte entwickelten, die die Verbindungen stabilisierten.
Archäologische Befunde vom Dürrnberg lassen vermuten, dass derartige Gebäude mit Legschindeln eingedeckt worden waren. In der Volkskunde bekannte Legschindeldächer wiesen regelhaft Dachwinkel auf, die zwischen 18 und 23 Grad lagen, damit die Schindel nicht so leicht abrutschen konnten. Die Spaltschindel wurden zusätzlich mit Hölzern und Steinen beschwert. Wir haben den Dachwinkel so bemessen, dass er etwa 20 Grad betrug. Quer auf die Rofenbalken wurden nun die Lattenhölzer gelegt, die ihrerseits als Auflager für die Schindel dienten. Die Deckung erfolgte in doppelten Lagen, um eine wasserdichte Dachhaut zu garantieren. Später sollte sich herausstellen, dass der Südwind am Gipfelbereich des Burgbergs für reine Legschindeldächer letztlich doch zu stark ist, so dass die Schindel der südlichen Dachseite zusätzlich befestigt werden mussten. Die Schindel selbst hatten wir aus einer etwa 90 cm starken gerade gewachsenen Lärche heraus gekloben.
Im Inneren des Handwerkerhauses findet sich eine Pflasterung aus faustgroßen Steinen, wie sie sich vor Ort auch im archäologischen Befund mehrfach angedeutet hatte. Die Einrichtung besteht aus einem kleinen Kellerbereich mit Falltüre, einer Bettstatt und einem niedrigen Tischherd aus Lehm. Im Gebäude soll durch Werkzeuge, Rohmaterial, Halbfabrikate und fertige Produkte die Werkstatt eines Drechslers, Korbflechters und Muldenhauers der Eisenzeit vorgestellt werden. Der Besucher findet eine Wippdrehbank mit Fußantrieb, die zu besonderen Anlässen auch in Betrieb genommen werden kann.
(1) Vgl. Lobisser 2005.
Speichergebäude
Der Speicherbau wurde nach archäologischen Befunden von Schwarzenbach und vom Dürrnberg in Mischbauweise aus Blockbau und Ständerbau auf Steinfundament mit rechteckigem Grundriss von 4,1 auf 6,2 m ausgeführt. Als Baumaterial diente bei dieser Konstruktion Fichten- und Tannenholz. Die massiven Bauhölzer des Schwellbalkenkranzes wurden mit Hilfe von Lappendechseln umseitig flächig überarbeitet und an den Eckbereichen durch viereckige Ausnehmungen miteinander verbunden.
An den Längsseiten haben wir jeweils zwei ebenfalls vierkantige Ständer durch Zapfen-Nut-Verbindungen eingearbeitet, die die Fußpfetten tragen. Die Zapfenverbindungen wurden mit Tüllenmeißeln eingearbeitet. Zwischen den beiden Ständern im Südwesten dem Handwerkerhaus zugewendet, befindet sich der Eingangsbereich, der durch eine Wendebohlentür aus Fichtenholz verschlossen werden kann. Die Tür kann durch eine Verriegelung aus Holz einem Hakenschlüssel aus Eisen verschlossen werden.
Die Eckverbände des Aufgehenden wurden als Blockkonstruktion mit sog. einfachen Verkämmungen ausgeführt, bei denen die Holzelemente mit Tüllenäxten jeweils halbseitig rund eingehackt wurden, damit die nachfolgenden Bauteile aufgesetzt werden konnten. Die dabei verwendeten Bauhölzer konnten nun um einiges dünner ausfallen, als der Schwellbalkenkranz, ohne die Stabilität der Konstruktion zu gefährden. Durch diese Konstruktionstechnik, die am Dürrnberg mehrfach nachgewiesen werden konnte, erreichten die Kelten, eine stabile Gebäudestruktur bei einem eher geringen Aufwand an Bauholz. Die Firstpfette ruht auf zwei innen an den Giebelseiten anliegenden Pfosten, die etwa 70 cm in den gewachsenen Boden eingelassen wurden. Diese Konstruktionstechnik zeigt sehr gut den Übergang von der Pfostenbauweise zum Schwellenbau, bei dem die Wandkonstruktion bereits ohne Pfosten auskommt, der Firstbereich jedoch noch durch solche getragen wird.
Das Dach wird durch eine Konstruktion aus Rofen- und Lattenhölzern gebildet, die das steile, durch geschmiedete Eisennägel gesicherte Spaltschindeldach tragen. Innen findet sich ein Boden aus fein geglätteten Eichenbohlen unter dem in der nordöstlichen Ecke ein unterirdischer Getreidespeicher für das Saatgut angelegt wurde. Die Menschen der Eisenzeit hatten offensichtlich das Getreide für die nächste Aussaat unter dem Bodenniveau gelagert, wohingegen das für den täglichen Verzehr bestimmte Korn oberirdisch in Truhen und Säcken aufbewahrt wurde. Möglicherweise wurde das Saatgetreide auch durch eine Lehmpackung luftdicht verschlossen, wodurch die Keimfähigkeit deutlich verlängert werden konnte. An drei Stellen wurden in der Wandstruktur Fenster mit Läden angelegt.
Im Museumsbetrieb wird das Gebäude als Speicher für Nahrungsmittel, wie Getreide, Gemüse und Früchte, sowie für Fisch und Fleisch genutzt. Der Besucher findet neben Stellagen für Früchte und Leguminosen und Vorratstruhen für Getreide unterschiedlichste Lagergebinde für Vorräte aus Keramik, Flechtwerk und Holz.
Töpferei
Die Menschen der Vergangenheit waren vor allem bei handwerklichen Betätigungen darauf angewiesen, ihren Tagesablauf auf die hellen Stunden des Tages abzustimmen. Das galt selbstverständlich nicht uneingeschränkt für Handwerker wie Schmiede, Bronzegießer oder Glasperlenmacher, die ihre Künste im Gegenteil gern in abgedunkelten Räumen ausführten, weil sie dann die Glühfarben ihrer Werkstoffe und damit deren Bearbeitbarkeit besser beurteilen konnten. Die meisten Leute haben jedoch wenn möglich unter freiem Himmel gearbeitet. Es steht zu vermuten, dass nicht alle Handwerkergebäude umseitig mit Wänden versehen waren, sondern dass auch seitlich offene Schutzdächer angelegt wurden. Unter diesen konnte das Tageslicht bei gutem Schutz vor Regen und vor starker Sonnenstrahlung voll ausgenutzt werden.
Nach archäologischen Vorbildern aus Schwarzenbach zeigt unser Architekturmodell einer Keramikwerkstätte eine denkbare Variante für ein derartiges Schutzdach. Das Gebäude steht auf vier massiven Eichenpfosten, die ein schräges, zum Hang hin geneigtes Pultdach tragen. Die Pfosten dienen als Auflager für zwei Pfetten aus Fichtenholz, auf die das Dachgerüst aus Rofen- und Lattenhölzern aufsetzt. Die Konstruktionshölzer wurden durch Aufklauungen verbunden und mit Holznägeln gesichert.
Die Dachhaut selbst besteht aus Fichtenrindestücken, deren Größe jeweils mehr als einen Quadratmeter beträgt. Diese wurden im Frühjahr, wenn die Bäume voll im Saft stehen, vorsichtig von frisch gefällten Fichten abgezogen. Dann hatten wir nicht mehr als drei Tage Zeit, die Rinden in doppelten und seitlich zueinander versetzten Lagen auf die Dachlatten zu nähen. Bei längerem Zuwarten wären die Rinden bereits zu trocken gewesen, wären eingerissen und hätten sich nicht mehr gut an die Dachhölzer angeschmiegt. Gegen Norden und Westen bieten Wände aus stehenden Fichtenstangen einen gewissen Windschutz.
Unter diesem Schutzdach wurde auf der Basis von Brennofenbefunden aus Niederösterreich (1). ein Keramikbrennofen mit einem Schürhals und einer Lochtenne in den Boden eingebaut. Dafür wurden Befeuerungsgrube und Brennraum etwa 90 Zentimeter in den Boden eingetieft und an der Basis durch einen Luftkanal mit einer Länge von etwa 1 Meter verbunden. Im Brennraum wurde etwa dreißig Zentimeter über dem Grubenboden eine sog. Lochtenne mit einer Dicke von etwa 10 bis 12 Zentimetern eingebracht, die mittig auf einem Sockel aus Lehm und außen auf einem kleinen in die Wand der Grube eingearbeitetem Absatz zu liegen kam. Die Löcher der Lehmplatte wurden durch das Einbringen von Rundhölzern beim Bau der Lochtenne ausgespart. Wie bei einem Kachelofen konnte die heiße Luft bei dieser Konstruktion – vom Feuerkanal her kommend – unter dieser Lehmplatte mit runden Ausnehmungen zirkulieren und so die gesamte Struktur gleichmäßig erhitzen.
Auf diese Lochtenne konnte nun eine oben offene Lehmkuppel in Aufbautechnik aufgesetzt werden. Dabei war zu beachten, dass die Summe der Querschnitte aller Luftlöcher sowohl zum Durchmesser des Feuerkanals als auch zum oberen offenen Bereich der Kuppel des Setzraumes in einem bestimmten Verhältnis stehen sollte, um einen gute Luftströmung zu erhalten. Bereits mehrfach wurden Keramikbrennversuche erfolgreich in diesem Ofen durchgeführt. Mit derartigen Brennöfen konnten durch die Kaminwirkung bei idealen Windverhältnissen Temperaturen von mehr als 1000 Grad Celsius erreicht werden.
(1) Vgl. N. Tuzar, J. Reschreiter, Neue Versuche zur Rekonstruktion ur- und frühgeschichtlicher Öfen, Archäologie Österreichs 5/2, 1994, 38 ff.
Wirtschaftsgebäude
Neben den großen Schwellenbauten spielten in der spätkeltischen Siedlung nach wie vor Pfostenbauten eine große Rolle. In mehreren Grabungskampagnen konnten derartige Gebäude am Burgberg nachgewiesen werden. Pfostenbauten wurden als Werkstätten, Viehställe oder als Wirtschafts- und Lagergebäude vielfältig genutzt. Um das Thema Tierhaltung im Freilichtbereich anzusprechen, wurde ein Stallgebäude in Pfostentechnik errichtet. Die Grundfläche des Gebäudes betrug etwa 4,5 auf 6,5 m. Insgesamt wurden zehn Pfosten in den Boden gesetzt, drei an jeder Stirnseite und an den beiden Längsseiten jeweils zwei weitere, die gleichzeitig als Begrenzungen der beiden Eingänge fungieren. In den Gruben wurden die Stämme mit größeren Steinen zwischen die felsigen Pfostengrubenwände eingekeilt, anschließend mit Erdreich verfüllt und ordentlich verdichtet. An den unteren Bereichen wurden die Pfosten durch Feuersetzung angekohlt, damit sie an diesen den wechselhaften Witterungsverhältnissen besonders ausgesetzten Stellen resistenter gegen Feuchtigkeit wurden, aber auch nicht so leicht von tierischen und pflanzlichen Schädlingen befallen werden konnten.
Talseitig haben wir eine Trockensteinmauer angelegt, um ein ebenes Bodenniveau im Inneren zu erreichen. Die kehlig gearbeiteten oberen Enden der stirnseitigen Pfosten bildeten nun die Auflager für die beiden Fußpfetten und für die Firstpfette. Auf jeder Seite des Satteldaches wurden acht Rofenbalken aufgeklaut und mit Holznägeln gesichert. Auch oben wurden diese paarweise durch Jochnägel aus Holz verbunden. Zur Stabilisierung der Konstruktion wurden die Fußpfetten durch vier Binderbalken gegeneinander gesichert, die auch als Auflager für einen Zwischenboden gedient haben könnten.
Auf den Rofen liegen die Lattenhölzer, auf welche die Schilfhalme in Bündeln aufgelegt und in mehreren sehr dichten Lagen aufgebunden wurden (1). Zur Befestigung der Schilfbündel hat man in der Eisenzeit wohl auf gedrehte Schnüre aus Linden- oder Ulmenbast oder auf gewässerte Weidenruten zurückgegriffen. In spätkeltischer Zeit dürften auch bereits aus mehreren Litzen gedrehte Schnüre aus Hanffasern zur Verfügung gestanden haben.
Die senkrechten Elemente der Flechtwerkwand bestanden aus radial gespaltenen Eichenbohlen, die mit dem Ziehmesser auf einen mehr oder weniger linsenförmigen Querschnitt zugearbeitet worden waren, um sich im Flechtverband gut einzufügen. Unten wurden sie angekohlt und etwa 20 cm in den Boden eingelassen, oben an den Unterseiten der Pfetten, bzw. der Binderbalken haben wir sie mit Holznägeln befestigt. Das Flechtmaterial selbst bestand aus Ruten von Hasel und Weide mit Durchmessern zwischen 1 und 3 cm, die in frischen Zustand zwischen die senkrechten Elemente eingeflochten wurden. Die Entastung und das Ablängen der Ruten erfolgte mit Messern und mit Beilen. Dabei wurden die dickeren Enden wechselseitig placiert, um einen gleichmäßigen Höhenzuwachs zu erreichen. Die Flechtarbeit erfordert viel Kraft und auch viel Aufmerksamkeit, um sich nicht die Hände an den scharfen Astvorsprüngen zu verletzen.
Im Anschluss wurden die Flechtwände von beiden Seiten her verputzt. Der Verputz bestand dabei aus einer Mischung aus Lehm, Sand, gehacktem Stroh und Wasser. Es erwies sich als klug, die Mischung aus trocknem fein zerschlagenen Ton mit Sand und Stroh trocken vorzunehmen, um diese erst im Anschluss mit Wasser abzurühren. Die Arbeiten müssen dabei an beiden Wandseiten gleichzeitig erfolgen, da sich die Lehmmasse in der Mitte sonst nicht verbindet und keine Stabilität erreicht werden kann. In der Trockenphase haben wir die Lehmwände mehrfach verdichtet um Trockenrisse zu vermeiden. Dieser Arbeitsschritt erfolgte mit kleinen Holzprügeln oder mit der flachen Hand. Die beiden Wendebohlentüren wurden aus Fichtenbohlen mit aufgenagelten Querhölzern angefertigt und können mit einfachen Drehriegeln aus Holz verschlossen werden.
(1) Vgl. Schrader 1998.
Backhaus
Getreide bildete bei den Kelten einen wesentlichen Teil der täglichen Ernährung. Zu den älteren, bereits in der Bronzezeit angebauten Getreidearten, wie Einkorn, Dinkel und Emmer, Gerste und Weizen gesellten sich am Ende der Eisenzeit noch Roggen und Hafer. Da Weizen und Gerste klassische Sommergetreide sind, Dinkel hingegen ein typisches Wintergetreide darstellt, darf man auch von einem entsprechenden Anbaurhythmus mit Fruchtfolge denken. Pflüge mit eisenbeschlagenen Scharen und das Aufkommen von Eisensensen erleichtere die Ackerbereitung und die Erntearbeiten enorm und erlaubten, dass größere Flächen unter den Pflug genommen werden konnten.
Getreide konnte gequollen und gekocht zu vielerlei Gerichten, Suppen, Breien und Eintöpfen beigegeben werden. Es gibt aber auch archäologische Nachweise, dass man bereits flache runde Brote in speziellen Backöfen herstellte, die man auch einige Wochen lagern konnte (1). Bis vor wenigen Jahrzehnten hat man Brotbacköfen in vielen Regionen Europas stets etwas abseits von anderen Gebäuden errichtet, um den Schaden bei möglichen Schadfeuern gering zu halten. Die Öfen wurden in der Regel aus Lehm in Form von Kuppeln errichtet und mussten um Bestand zu haben auf jeden Fall durch eine Dachkonstruktion vor Regen und Schnee geschützt werden. In Schwarzenbach wurde ein leicht in den Boden eingetiefter Brotbackofen mit Backplatte und Resten der Kuppel gefunden. Direkt um diese Reste fanden sich mehrere kleinere Pfostenlöcher, die von einem zugehörigen Ofengebäude zu stammen scheinen.
Auf der Basis dieses Befundes errichteten wir an der Originalfundstelle ein Backofenhaus auf vier Pfosten. Die Dachkonstruktion bestand aus einem Satteldach mit Pfetten-, Sparren- und Lattenkonstruktion, die mit radial gespaltenen Schindeln aus Lärchenholz eingedeckt wurde. Zwei auf den Pfetten aufliegende Binderbalken gaben der Konstruktion zusätzlich Stabilität. Alle Holzverbindungen wurden durch Holznägel gesichert; die Wände bestehen an drei Seiten au dichtem Flechtwerk. Innen haben wir aus vorher gut durchgekneteten Lehmkugeln einen Kuppelofen errichtet, der ohne inneres Stützgerüst wie ein Keramikgefäß frei aufgebaut wurde.
Unmittelbar nach der Fertigstellung haben wir im Ofen ein Feuer angefacht, das die Lehmkonstruktion innerhalb weniger Stunden völlig austrocknen ließ. Während des Trocknens wurde der Ofen außen durch Schlagen mit einem Klopfholz verdichtet, um durch die Hitzeeinwirkung entstehende Risse wieder zu schließen. Der Brotbackofen kann von der offenen Talseite des Gebäudes beschickt werden, vor dem Ofenbereich findet sich wie beim Original eine Arbeitskuhle. Die Kuppel des Ofens wurde sehr flach gearbeitet, um möglichst viel Abstrahlungswärme von oben auf die Brote einwirken lassen zu können.
Bei der Verwendung des Ofens haben wir festgestellt, dass die Beheizung wesentlich einfacher erfolgte, als wir an der Rückseite ein Luftloch mit einem Durchmesser von etwa 6 cm anbrachten. Dadurch hatte der Ofen mehr Zug und konnte schnelle auf Temperatur gebracht werden. Nachdem der heiße Ofen ausgeräumt und mit einem feuchten Lappen ausgewischt worden war, konnten wir die Brotleibe einbringen. Anschießend wurden sowohl das Beschickungsloch, als auch das kleine Luftloch verschlossen und nach etwa 1,5 Stunden war das Brot fertig gebacken. Im Backhaus findet sich eine große Teigschüssel aus Lindenholz, eine Ofenschaufel aus Fichtenholz, sowie ein halbrunder Ofenräumer aus Buchenholz mit Stiel.
(1) Zu Getreide und Brotresten siehe JOCKENHÖVEL 1997.