Die Fundstelle Schwarzenbach-Burg
Die Fundstelle Schwarzenbach-Burg in der Buckligen Welt ist bereits seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts bekannt. Sie liegt in der Marktgemeinde Schwarzenbach, Verwaltungsbezirk Wiener Neustadt, Niederösterreich.
Das achäologische Hauptinteresse lag zunächst auf der späteisenzeitlichen Besiedlungsphase, denn die urzeitliche Siedlung wurde in dieser Zeit massiv befestigt. Umringt von einem noch heute bis zu 7 m hoch erhaltenen Wall bestand auf dem Hügel in den ersten beiden Jahrhunderten vor Christus eine frühe keltische Stadt. Die Nähe zur Oberpullendorfer Bucht, einem Zentrum urzeitlicher Eisengewinnung (Ferrum Noricum) unterstreicht die Bedeutung der späteisenzeitlichen Anlage Schwarzenbach-Burg, die deshalb als Zentralort im Sinne eines Oppidums, also einer frühen Stadt angesprochen werden kann.
Der sich östlich von Schwarzenbach erhebende Bergsporn weist ein ca. 500 x 300 m großes Hochplateau auf das den Flurnamen „Burg“ trägt. Der Bergsporn fällt im Westen, Süden und Osten steil ab, während er nach Norden hin flach ausläuft. Nach Norden und Westen lässt sich eine teilweise bis 7 m hoch erhaltene Befestigungsanlage erkennen. Sie besteht aus einer Wallanlage, die zumindest im flachen Norden einen vorgelagerten Graben aufweist. Im Nordosten bilden die nach innen einziehenden Wallkörper ein Zangentor, durch das noch heute der Zugangsweg zur Fundstelle führt. Die Wallaufschüttung ist im Osten und Süden der Anlage nicht mehr zu erkennen. In diesen Abschnitten zeichnet sich das Gelände aber durch eine steile Geländekante aus. Die Innenfläche wird gegliedert durch mehrere sanft geneigte Hänge und einzelne Plateaus. In der Mitte der Fundstelle befindet sich eine kleine Anhöhe auf der heute ein Museumsturm steht.
Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt von VIAS
Neben den historischen Fragestellungen liegt ein Forschungsschwerpunkt von VIAS-Vienna Institute for Archaeological Science der Universität Wien auf der Weiterentwicklung der Grabungsmethodik und der Einbindung der Naturwissenschaften in die archäologischen Forschung. Die Archäologen arbeiten mit Geophysikern, Geodäten, Archäobotanikern, Archäozoologen, Metallographen, Experimentalarchäologen, Physikern, Chemikern, Geologen und Numismatikern zusammen. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit gelingt es den Forschern die siedlungs- und wirtschaftsarchäologischen Fragestellungen zu lösen und die archäologischen Methoden zu verbessern.
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Forschungsbericht 2006 (2.3MB)
25 Jahre Forschung in Schwarzenbach
Die Forschungsarbeiten, unter der wissenschaftlichen Leitung von Wolfgang Neubauer, bilden einen Forschungsschwerpunkt von VIAS, dem Vienna Institute for Archaeological Science und wurden durch die Gemeinde Schwarzenbach, die Universität Wien, das Land Niederösterreich, das Wissenschaftsministerium, das Bundesdenkmalamt und den Jubiläumsfond der Österreichischen Nationalbank gefördert.
Angeregt von der Marktgemeinde Schwarzenbach wurde 1992 mit Mitteln des Landes Niederösterreichs von der Universität Wien damit begonnen, die befestigte urzeitliche Höhensiedlung „Burg“ in Schwarzenbach archäologisch zu untersuchen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In den letzten 10 Jahren konnte die Befestigungsanlage und 1,2 % der Siedlungsfläche im Rahmen mehrerer Projekte durch interdisziplinäre Forschungsgrabungen unter Einsatz modernster Technik und Methoden untersucht werden.
Jungsteinzeit
Die ältesten Spuren der Siedler am Burgberg von Schwarzenbach stammen aus der späten Jungsteinzeit, die wegen der ersten Hinweise auf Kupferverarbeitung auch Kupferzeit genannt wird. Anhand der Keramik können für Schwarzenbach Verbindungen zur Jevisovice-Kultur, die in dieser Zeit vorwiegend nördlich der Donau verbreitet war, angenommen werden, doch auch Kontakte zu anderen Kulturgruppen sind wahrscheinlich und müssen noch weiter erforscht werden.
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Bronzezeit
Das Keramikmaterial von Schwarzenbach lässt Verbindungen mit anderen, ebenfalls südlich der Donau gelegenen Fundorten erkennen, bei denen Einflüsse aus dem Karpatenraum deutlich sind. In der Bronzezeit dürfte die Siedlung auf dem Burgberg zur Wieselburger Kultur gehört haben.
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Eisenzeit
Im Laufe des 2. Jahrhunderts v. Chr. kam es zu einer merklichen Veränderung der Bebauungsstruktur. Einflüsse städtischer Kulturen aus dem Mittelmeerraum und eine Verbesserung der industriellen und landwirtschaftlichen Produktion ermöglichten den Aufbau stadtartiger Siedlungszentren. In ihnen befand sich der Sitz der politischen Führung eines Stammes, sie dienten aber auch als Orte des spezialisierten Handwerks und Handels. Das Bebauungsschema und die Größe variierten, gemeinsam ist ihnen eine massive Wehrmauer, die in Schwarzenbach bereits in den Jahren 1992 und 1993 archäologisch untersucht wurde. Die von der Wehrmauer umschlossene Innenfläche beträgt etwa 15 Hektar. Die bis zu 10 Meter hohe Pfostenschlitzmauer ist heute noch gut als verstürzte Wallanlage im Gelände erkennbar ist.
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Völkerwanderungszeit
Obwohl die Höhensiedlung ihre Bedeutung nach ihrem späteisenzeitlichen Höhepunkt verlor, blieb sie doch ein strategischer Punkt in der Landschaft auf dem Menschen jüngerer Zeiten ihre Spuren hinterließen. In der Völkerwanderungszeit wurde der Berg zumindest zur Bestattung eines Kindes aufgesucht, das am höchsten Punkt der Kuppe begraben worden ist.
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