Die archäologische Untersuchung der späteisenzeitlichen Befestigung

Im Rahmen eines ersten Forschungsprojektes, das von der Marktgemeinde Schwarzenbach 1991 angeregt wurde (1), konnte 1992 mit Mitteln des Landes Niederösterreichs damit begonnen werden die befestigte Höhensiedlung „Burg“ in Schwarzenbach archäologisch zu untersuchen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In einem ersten Projektschritt wurde, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien, ein über die Anlage führender Wanderweg mit archäologischen und naturkundlichen Informationstafeln angelegt. Unter der Leitung von Otto H. Urban und Wolfgang Neubauer wurde im zweiten Schritt die genauere Untersuchung der im Gelände noch gut erkennbaren Befestigung im Norden der Fundstelle in Angriff genommen.


Die stratigraphische Ausgrabung der Wall-Grabenanlage, die auf der Grundlage von Widerstandsmessungen (2) durchgeführt wurde, zeigte gut erhaltene Steinstrukturen der ehemaligen massiven Befestigung. Es konnte eine dreiphasige jüngerlatènezeitliche Befestigung nachgewiesen werden. Die älteste Phase bestand aus einem in den anstehenden, stark korrodierten Orthogneis ca. 3 m eingetieften Sohlgraben und eine dahinter liegende rampenartige Wallaufschüttung. Für die Wallkonstruktion wurde eine Holzkasten aus massiven Eichenstämmen in Blockbautechnik errichtet. Für die untersten Schichten der Aufschüttung wurde das Aushubmaterial aus dem Graben verwendet. Zum Graben hin war die Wallaufschüttung mit einer Pfostenschlitzmauer verblendet. Die Mauer wurde aus Bruchsteinen (Marmor und Orthogneis) und einzelnen Geröllen zwischen massiven Pfosten errichtet. Die Mauersteine wurden mit Zwischenschichten aus Lehm zwischen den in Abständen von 1.5 – 1.8 m, stehenden Pfosten in Lagen verlegt. Die Mauer war noch drei Steinlagen hoch erhalten. Zwischen dem Befestigungsgraben und der Mauer bestand eine ca. 30 Grad geneigte Berme. Der unter einer jüngeren Erosionschicht freigelegte Mauerversturz zeigt, dass die Mauer mindestens 1.8 m hoch war. Bereits mit der Holzkastenkonstruktion wurden mächtige Eichenpfosten für einen massiven Wehrgang auf der Wallkrone errichtet. Diese erste Befestigungsanlage wurde zerstört und erst nach einer gewissen Zeit wieder aufgebaut. Für die nächste Phase wurde der Wehrgang wieder verwendet. Der Graben war zu diesem Zeitpunkt bereits zur Hälfte zusedimentiert. Die Mauer und die verstürzten Steine waren bereits völlig mit einer fast 20 cm mächtigen Erosionsschicht überdeckt und blieben dadurch vor einer weiteren Verwendung verschont. Parallel zur ersten Mauer wurde etwas näher am Wehrgang eine neue Mauer errichtet von der nur die unterste Steinlage erhalten geblieben ist. Die rampenartige Wallaufschüttung wurde hinter der neu errichteten Mauer erhöht. Diese jüngere Befestigung wurde durch Feuer zerstört. Vom Wehrgang haben sich die zusammengestürzten verbrannten Reste des Holz-Erde Daches, Reste von liegenden Balken, Aufschüttungen und Lehmestriche in den Innenräumen des zumindest zweigeschossigen Bauwerks erhalten. Nach dieser Zerstörung wurde die Wallanlage noch ein letztes Mal weniger aufwendig in Stand gesetzt. Die wenigen in den Aufschüttungen enthaltenen Funde lassen die drei Befestigungsphasen in die jüngere Latènezeit datieren. Bei dieser Untersuchung konnte erstmalig in Österreich der Nachweis einer Pfostenschlitzmauer in typisch keltischer Bauweise erbracht werden. Die wissenschaftliche Bearbeitung der Ausgrabungsergebnisse erfolgte im Rahmen einer Diplomarbeit (3). Die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen sollten im Anschluss an die Grabung soweit wie möglich als Erweiterung des bestehenden Wanderweges an Ort und Stelle präsentiert werden. Dies erfolgte in Form einer 1:1 Rekonstruktion (4) mit entsprechenden Informationstafeln an Ort und Stelle, sowie durch eine Ausstellung im Ort mit Videodokumentation.

  1. Löcker, K., Neubauer, W., Urban, O. H., Wedekin, C., Die befestigte Höhensiedlung „Burg“ bei Schwarzenbach, VB Wr. Neustadt. AÖ 3/2, 1992, 43 - 50.
  2. Wolfgang Neubauer, Unpubl. Messbericht des Instituts für Ur- und Frühgeschichte an die Marktgemeinde Schwarzenbach, Wien 1992.
  3. Wedekin C. H. , Die prähistorische Höhensiedlung „Burg“ bei Schwarzenbach, VB Wr. Neustadt, Niederösterreich. Archaeologia Austriaca 81, 1997, 137-219. Wedekin, C. H., Die prähistorische Höhensiedlung „Burg“ bei Schwarzenbach, VB Wr. Neustadt. Unpubl. Diplomarbeit, Wien 1994.
  4. Urban, O.H., Keltische Siedlungen an der mittleren Donau. In: Friesinger, H. und Krinzinger F., Hrsg., Der römische Limes in Österreich, Wien 1997, Taf. 1.1. Lobisser, W. und Neubauer W., Rekonstruktion der spätlatènezeitlichen Befestigungsanlage auf der Höhensiedlung Burg bei Schwarzenbach / NÖ. MG Schwarzenbach VB Wr. Neustadt. Archaeologia Austriaca 1997, 211-219