Keltisches Handwerkerviertel entdeckt
Bis zu sieben Meter hoch ist noch heute im Gelände die Wallanlage der ehemals keltischen Siedlung in Schwarzenbach/ NÖ sichtbar. Seit 14 Jahren wird diese bedeutende archäologische Fundstelle in der Buckligen Welt schon von der Universität Wien archäologisch untersucht.
Die diesjährigen Grabungen wurden durch das Land Niederösterreich und den Jubiläumsfonds der österreichischen Nationalbank gefördert und neigen sich gerade dem Ende zu. Unter der Leitung von Dr. Wolfgang Neubauer von VIAS, der interdisziplinären Forschungsplattform für Archäologie der Uni Wien wurde eine Fläche von über 300 m2 mit modernsten Methoden untersucht und spektakuläre Funde ans Tageslicht gebracht. Schicht für Schicht haben die Archäologen eine Teil des ehemaligen Handwerkerviertels dieser Ansiedlung der Kelten aus dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. freigelegt. Messungen mit Magnetometern haben zuvor starke Abweichungen im Erdmagnetfeld gezeigt. Wie sich bei der Ausgrabung nun gezeigt hat, wurden sie von großen aus Stein errichteten Ofenanlagen verursacht. Die keltischen Bewohner der mehr als 15 umfassenden bereits stadtartigen Siedlung haben hier in einer großen Werkhalle unterschiedliche Metalle, Glas und Steine zu repräsentativen Waffen und Schmuckgegenständen verarbeitet. Die Forscher fanden Reste der verwendeten Rohmaterialien; darunter auch Silber und Billon, eine Legierung von Silber und Kupfer. Die keltischen Handwerker haben hier in grossem Stil aus Bronze und Eisen so genannte Fibeln angefertigt, mit denen die Gewänder dieser Zeit zusammengehalten wurden. Neben einigen vollständigen Fibeln wurde zahlreiche halbfertige Gewandspangen und unzählige weitere Eisenfragmente in den keltischen Ablagerungen gefunden, Abfälle der Schmuck- und Waffenproduktion. Fein verzierte bronzene Armreifen und Gürtelhaken wie auch Reste von blauem Glas, aus dem zu dieser Zeit vor allem Armreifen und Schmuckperlen hergestellt wurden, konnten rund um die Werkhalle geborgen werden. Auch die Herstellung von Waffen ist anhand von abgebrochenen Lanzenspitzen, Reitersporen, Lanzenschuhen mit denen der Schaft der Lanze umgeben war, wie auch durch fein gearbeitete Beschläge von Schwertscheiden nachgewiesen. Von besonderer Bedeutung für die Archäologen sind aber die zahlreichen Werkzeuge, wie sehr kleine feine Messer, kleine Tüllenbeile, Ahlen, Stichel, Meissel und Schwungräder von feinen Bohrern welche die Jahrtausende im Boden überdauert haben. Durch die nun am VIAS anlaufenden naturwissenschaftlichen Untersuchungen sollen aus den Werkzeugen, den Werkstücken, den Resten der Ofenanlagen und den zahlreichen, zum Teil nur mehr in Form von feinem Staub erhaltenen Abfällen die Arbeitsprozesse rekonstruiert werden. Die genaue Analyse der Fundstücke verspricht weitere Überraschungen zum Handwerk der Kelten, dass hier in Schwarzenbach, wohl behütet durch einen durch den Eisenabbau in der nahen Oberpullendorfer Bucht reich geworden Fürsten, eine Blüte erlebt hat. Zahlreiche aufgeschmolzene Steine und Schlacken werden zeigen welche Temperaturen von den Kelten, die den Römern als hervorragende Metallurgen und Waffenschmiede bekannt waren, bereits mit einfachen Produktionsanlagen erreicht werden konnten. Die Grabungen in Schwarzenbach, die durch die teilweise rekonstruierte keltische Stadt und den derzeit im Umbau befindlichen Museumsturm zur Touristenattraktion geworden ist, werden im nächsten Jahr weitergeführt.
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Grabungsteam
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